Ältere Person wird in einer Rikscha transportiert
Das Radeln kennt kein Alter (Bild: Radeln ohne Alter e.V.)

Ratgeber Rad & E-Bike Radeln ohne Alter und weitere soziale Fahrrad-Projekte

Wenn wir Rad fahren, sind wir zwar allein auf unserem Bike, jedoch automatisch Teil einer großen Community. Denn Fahrradfahren verbindet. Wie sich aus dieser einfachen Erkenntnis ein starkes soziales Engagement entwickeln kann, möchten wir Ihnen anhand fünf besonderer Beispiele für Bike Charity erzählen. „Radeln ohne Alter“ ist eines dieser sozialen Projekte, bei denen Fahrrad und Mit-Menschlichkeit gemeinsam im Sattel sitzen. Unser Beitrag soll Inspiration und Ermunterung sein, auch mal selbst im eignen Umfeld zu schauen, wie sich Ehrenamt und Fahrrad gemeinnützig verbinden lassen.

„Radeln ohne Alter“ – Rikschas gegen die Einsamkeit 

2013 hatte der dänische Marketingprofi Ole Kassow den Einfall, ältere Menschen mit einer Fahrradrikscha spazieren zu fahren. Mitbürger im Seniorenalter, die mit Alterseinsamkeit und Bewegungseinschränkungen konfrontiert sind, können bei diesen Ausfahrten neuen Optimismus tanken, unter Leute kommen und an der frischen Luft wieder Anteil am gesellschaftlichen Leben nehmen. Schnell griff dieses beliebte soziale Projekt mit dem Fahrrad auf andere Länder über, so auch auf Deutschland und Österreich unter dem Begriff „Radeln ohne Alter“. Hierzulande gehen Ehrenamtliche in Alten- und Pflegeeinrichtungen und laden zu Spazierfahrten mit älteren Menschen ein. Mal ist das Motto: Raus ins Leben, rein ins Abenteuer – mal: Für ein Recht auf Wind im Haar in jedem Lebensalter! Immer aber geht es um den Rückgewinn von Bewegungsfreiheit und eine für die Seniorinnen und Senioren vergnügliche Erweiterung ihres Aktionsradius.

WERTGARANTIE unterstützt Radeln ohne Alter Deutschland e.V.

„Radeln ohne Alter“ ist in einem bundesweiten Dachverband organisiert, der Rikschafahrten für ältere Menschen an zahlreichen Standorten organisiert und durchführt. Alle lokalen Projekte einigen die fünf Leitprinzipien: Großzügigkeit, Geschichten erzählen, Beziehungsaufbau, Langsamkeit und der altersunabhängige Lebensvollzug. Wenn Sie mehr über dieses Ehrenamt mit Fahrrad erfahren und sich vielleicht sogar selbst einbringen möchten, können Sie dies auf der offiziellen Webseite von „Radeln ohne Alter“.

Gemeinnützige Vorhaben finanzieren sich leider nicht von selbst. Deshalb sind auch die Spazierfahrten mit älteren Menschen in der Fahrradrikscha auf Spenden angewiesen. WERTGARANTIE setzt sich von Hause aus für die Belange von Radfahrenden ein und unterstützt soziale Projekte fürs Fahrrad nach Kräften. Deshalb engagieren auch wir uns für diese großartige, zutiefst menschliche Mobilitätsidee. Für die regionale Niederlassung des Radeln ohne Alter Deutschland e.V. in Hannover, unserem Unternehmenssitz, spendeten in 2023 wir 25.000 Euro. Davon will der Verein unter anderem Stellplätze in der Stadt ausbauen, Fahrer und Fahrerinnen weiterbilden und seine Rikschaflotte vergrößern.

Ehrenamt und Fahrrad: „Marcels Fahrradgarage“ in Wunstorf

Soziale Projekte fürs Fahrrad können selbst in kleinerem Maßstab in ihrer Region vieles bewirken. Ein gutes Beispiel dafür ist die im niedersächsischen Wunstorf von Marcel Birth betriebene Fahrradgarage. Der Ideengeber und Aktivist ist in den Social Media und auf Youtube aktiv. Auch die Lokalpresse berichtet regelmäßig. In „Marcels Fahrradgarage“ macht der Ehrenamtliche Fahrräder von Kindern und Senioren verkehrssicher oder repariert sie von Grund auf. Der umtriebige Projektgründer schiebt immer wieder öffentlichkeitswirksame Aktionen an. In diesem Jahr etwa wurden von WERTGARANTIE gespendete und von Marcel wieder aufbereitete E-Bikes bei der Wunstorfer Oster- sowie Sommerrad-Suche versteckt. Die glücklichen Finder und Finderinnen durften die Bikes behalten. Andere von WERTGARANTIE gestiftete, gebrauchte Räder und E-Bikes wurden von dem Ehrenamtlichen aufbereitet und für gute Zwecke versteigert. Zudem sammelt er auf der Plattform gofundme.com derzeit Geld, um ein Lastenrad anzuschaffen. Es soll helfen, den Alltag von älteren und behinderten Menschen im Ort zu erleichtern. „Marcels Fahrradgarage“ ist damit ein ebenso nobles und gemeinnütziges Unternehmen wie „Radeln ohne Alter“ und zeigt, dass man für ehrenamtliche Hilfeleistungen nicht zwangsläufig eine große Organisation braucht.

Gemeinsam Radln: Ehrenamtliche begleiten Senioren in E-Rikschas

Ein Mann bringt einem Kind das Fahrradfahren bei
Radeln ohne Alter – auch für Kinder (Bild: JenkoAtaman – stock.adobe.com)

Der Samariterbund in Liesing, Wien, bietet mit seinem Projekt "Gemeinsam Radln" älteren Menschen die Möglichkeit, ihre Mobilität zu steigern. Ehrenamtliche begleiten Seniorinnen und Senioren in E-Rikschas durch den 23. Bezirk. Diese Rikschas bieten einen barrierefreien Einstieg und zwei komfortable Sitzplätze. Dank eines ausklappbaren Sonnendachs können die Teilnehmer auch an warmen Tagen angenehme Reisen genießen. Das Programm eröffnet älteren Menschen die Gelegenheit, ihre Umgebung aus einer neuen Perspektive zu erkunden und fördert nachhaltige Mobilität für Senioren. Der Samariterbund in Wien engagiert sich aktiv für die Mobilität und das Wohlbefinden älterer Menschen.

Fahrradfreundliche Schulen und sichere Schulwege: Das Schulradeln in Österreich

Die Förderung des Schulradelns in Österreich: Radfahren ist nicht nur ein gesunder Zeitvertreib, sondern auch eine umweltfreundliche Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler, zur Schule zu gelangen. Das "Schulradeln" Programm, initiiert von der Radlobby in Österreich, ermutigt Schülerinnen und Schüler, vermehrt auf das Fahrrad umzusteigen und die Straßenverkehrssicherheit zu fördern. Hierbei steht die Schaffung fahrradfreundlicher Schulen und die Organisation von Wettbewerben im Mittelpunkt. Schülerinnen und Schüler werden motiviert, das Fahrrad als nachhaltiges und gesundes Verkehrsmittel zu nutzen, wodurch nicht nur die eigene Gesundheit gefördert, sondern auch ein Beitrag zur Umweltentlastung geleistet wird. Das "Schulradeln" Programm dient somit als großartige Möglichkeit, die Fahrradkultur zu fördern und die jüngsten Verkehrsteilnehmer für umweltfreundliche Mobilität zu sensibilisieren.

Nachhaltige Mobilität und Soziale Integration durch Upcycling-Werkstätten

Die 'FahrradFreundeFloridsdorf' im Haus Erna, einem Sozial Betreuten Wohnhaus der Heilsarmee Österreich in Floridsdorf, bieten obdachlosen Männern nicht nur ein dauerhaftes Zuhause, sondern auch eine neue Tagesstruktur durch das Reparieren von gespendeten Fahrrädern unter fachmännischer Anleitung. Die generalüberholten Fahrräder, die in dieser Werkstatt repariert werden, dienen verschiedenen Zwecken:

  • Verkauf an einkommensschwache Menschen: Einige der reparierten Fahrräder werden zu einem erschwinglichen Preis an Menschen mit begrenztem Einkommen verkauft. Dadurch erhalten sie Zugang zu kostengünstigen Fortbewegungsmitteln, was ihre Mobilität und Unabhängigkeit steigert.
  • Nutzung für die Bewohner: Einige Fahrräder werden den Bewohnern des Sozial Betreuten Wohnhauses zur Verfügung gestellt, um ihre Mobilität zu fördern. Diese Fahrräder können für Alltagsbesorgungen, Freizeitaktivitäten und den Weg zur Arbeit genutzt werden.

Die Reparatur und Wiederverwendung von Fahrrädern schafft nicht nur nachhaltige Mobilität, sondern ermöglicht es auch obdachlosen Menschen, ein sinnvolles und produktives Engagement zu finden. Dies trägt zur Integration in die Gesellschaft und zur Steigerung der Lebensqualität bei.