Ratgeber Rad & E-Bike Das Porsche E-Bike – lohnt sich die exklusive Anschaffung?
Wer sich einen Porsche kauft, erfüllt sich einen Traum – völlig egal, für wie unvernünftig neidische Zeitgenossen die Anschaffung eines kultigen PS-Boliden aus Zuffenhausen finden mögen. Doch wie vernünftig ist der Kauf eines Porsche E-Bikes mit dem berühmten Logo am Lenker? Immerhin schlägt eines der beiden Modelle mit einem fünfstelligen Preis zu Buche. Wir haben uns das E-Bike von Porsche für Sie näher angeschaut. Hier finden Sie einen schnellen Überblick über seine Stärken und seine weniger starken Facetten. Außerdem haben wir eine Neuigkeit für Sie, die alle E-Bikerinnen und Biker freuen wird, in denen ein echtes Porsche-Herz schlägt.
Warum es auch ein E-Bike von Porsche geben muss
Dass Hersteller von Automobilen auch gute Fahrräder bauen können, ist keine Seltenheit. BMW hat mehrere Cruise-Bikes sowie ein E-Bike im Angebot. Auch Volkswagen und Mercedes sind inzwischen für ihre Räder bekannt. Opel galt bis 1937 sogar als größter Fahrradproduzent der Welt. Und auf Rennrädern von Peugeot wurde zehnmal die Tour de France gewonnen. Warum sollte also nicht auch Porsche ins Radsegment einsteigen, genauer: in die Sparte E-Bike? Die Sportwagen der Zuffenhausener Luxusschmiede setzen schließlich nicht nur bei Performance und Design Maßstäbe, sondern längst auch beim Thema Elektromobilisierung. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, dass auch Porsche die Fertigung edler Pedelecs in Angriff nehmen würde. Ohnehin war der Autobauer bereits über Porsche Digital an der Entwicklung des aufsehenerregenden Storck Cyklaer Gravel E-Bikes beteiligt.
Das Porsche E-Bike gibt es in vier Varianten:
- Für abenteuerliche Trails und Touren im unwegsamen Gelände wurde das Porsche E-Bike Cross entwickelt. Das robuste Bike gewinnt seine Vorzüge durch eine Kooperation mit der nicht nur für ihre stabilen Rahmen bekannten Premium-Bikemanufaktur Rotwild.
- Das Porsche E-Bike Sport ist mehr etwas für den urbanen Lifestyle, für den es neben Performance eine gewisse unaufgeregte Eleganz mitbringt. Auch in diesem City-Pedelec steckt eine gehörige Portion Rotwild.
- Porsche hat seine E-Bike Reihe mit zwei neuen Derivaten im Frühjahr 2023 erweitert:
- Das Porsche E-Bike Cross Performance bietet eine herausragende Fahrwerkperformance und Bremsleistung. Mit dem brandneuen Porsche Bike erlebt man noch mehr Adrenalinkicks und Nervenkitzel. Das Zusammenspiel des Fox Factory Fahrwerks mit dem leistungsstarken Shimano EP-801 Motor und der 630-Wh-Batterie garantiert maximale Performance auf dem Trail.
- Das Porsche E-Bike Cross Performance EXC wurde speziell für individuelle Ansprüche entwickelt und verkörpert wahre Handwerkskunst dank der Auswahl ausgewählter Farben der Porsche Exclusive Manufaktur. Zur Verfügung stehen faszinierende Farbvarianten wie Sternrubin Neo, Eisgrau Metallic, Mambagrün Metallic, Karminrot, Shadegreen Metallic und Sharkblue.
Das Design: Ein eher unauffälliger E-Bike Porsche
Für das Design beider Modelle ist das Studio F.A. Porsche verantwortlich. Kernstück ist der vollgefederte Carbon-Rahmen mit 100 Millimeter Federweg, der in seiner Linienführung den klassischen 911er oder den elektrobetriebenen Porsche Taycan nachzeichnet. Um dieses vom Hersteller beabsichtigte Designzitat zu erkennen, wird ein wenig Phantasie benötigt. Das Porsche E-Bike ist tatsächlich formschön konstruiert, aber nicht so sehr, dass es deshalb auffallen würde. Damit man auf dem sündteuren Elektrorad dennoch begehrliche Blicke auf sich ziehen kann, prangt unübersehbar unter dem Lenker das Porsche-Wappenlogo. Dass dieses E-Bike Porsche heißt, verrät außerdem der große Schriftzug mit dem Markennamen am Rahmen. Sonst wäre man mit diesem E-Bike nicht unbedingt „das Gesicht in der Menge“ – ein Claim, mit dem ein anderer Automobilbauer einmal für seine Fahrzeuge warb.
Die Ausstattung: Natürlich exquisit
Das Porsche E-Bike ist – wie sollte es auch anders sein – technologisch mit Top-Komponenten ausgestattet. Bis auf den dynamischen Rahmen stammt die Ausstattung aber nicht aus dem Hause Porsche, was für Puristen ein Thema sein könnte:
- Shimano EP8 Motor mit max. 85 Newtonmeter Drehmoment
- Akku-Kapazität 504 / 630 Wattstunden (in sechs Stunden von 0 auf 100 Prozent)
- Elektronisches Shimano XT DI2 11-fach Schaltwerk
- Magura MCi Scheibenbremsen mit 4-Kolben Bremssattel vorne und hinten
- Fox Float DPS Hinterbaudämpfer
- Aero-Sattelstütze mit integriertem Rücklicht und Verzögerungssignal
Daneben gibt es eine Palette an wählbaren Rahmengrößen und Reifenformaten, Anbauteilen und weiterem Zubehör. Die neuen Porsche E-Bike-Modelle sind in drei Rahmengrößen erhältlich: S (für eine Körpergröße von ca. 1,56 - 1,70 m), M (für eine Körpergröße von ca. 1,68 - 1,82 m) und L (für eine Körpergröße von ca. 1,80 - 1,94 m). Diese können auf shop.porsche.com und porsche-design.com sowie in ausgewählten Porsche Zentren und Porsche Design Stores erworben werden. Das Gewicht beider Modelle beträgt 21 Kilogramm (Größe M, inklusive Pedalen), und das zulässige Gesamtgewicht liegt bei 120 Kilogramm, einschließlich der Fahrradfahrenden und Gepäck. Der unverbindliche Verkaufspreis (UVP) für das Porsche E-Bike Cross Performance beträgt 12.900 Euro, während das Porsche E-Bike Cross Performance EXC eine UVP von 13.900 Euro hat.
Parallel zum Start der neuen Varianten werden auch die bestehenden Modelle Sport und Cross aktualisiert und erhalten neue Farboptionen. Beide Modelle werden zukünftig vom leistungsstarken Shimano-EP-801 Motor angetrieben. Das eBike Sport wird zusätzlich mit einem Shimano XT DI2 12-fach-Schaltwerk mit Free-Shift-Funktion aufgewertet. Dieser sportliche Alleskönner, der vor allem in städtischen Gebieten punktet, ist ab sofort in der Farbe Schwarz erhältlich. Das für Offroad-Abenteuer konzipierte E-Bike Cross präsentiert sich nun in Silber. Beide Farben sind in einer attraktiven Metallic-Variante gehalten.
Die Performance: Nur in den Grenzen des Erlaubten
Mit dem E-Bike von Porsche sind vier Fahrmodi möglich: ohne Motorunterstützung, sodann Eco, Trail und Boost. Letztere Modus bringt das Pedelec in nur zwei Sekunden auf die in Deutschland zulässige Höchstgeschwindigkeit für Elektrofahrräder: 25 Kilometer pro Stunde. Wer viel mit dem Rad unterwegs ist und das auch unmotorisiert, wird ob der limitierten E-Bike-Performance nicht sonderlich überrascht sein. Echtes Porsche-Feeling währt gerade einmal zwei Sekunden – dann ist das Porsche E-Bike dort angekommen, wo auch die gemächlicheren Elektroräder schon sind. Das 20 Kilogramm schwere Edel-Pedelec macht es einem überdies nicht leicht, selbst im manuellen Betrieb Geschwindigkeiten über Tempo 30 zu erreichen. Für die Porsche Reichweite hat Porsche Entfernungen zwischen ca. 75 (Boost) und ca. 125 Kilometern (Eco) angegeben.
Das Porsche E-Bike im Test
Das Erscheinen des Porsche E-Bikes wurde in den Medien aufmerksam beobachtet und mehr als einem Test unterzogen. Das gefällige Design, die Qualitätsausstattung und die hochwertige Verarbeitung wurden gelobt, der Nutzen einer Gangschaltung für die Sport-Variante allerdings infrage gestellt. Auch noch im 11. Gang ist man zuverlässig von 0 auf 25 in zwei Sekunden. Dagegen vermissen Fahrradtesterinnen und -tester in Anbetracht des horrenden Preises nützliche digitale Hilfen, wie sie bei anderen Herstellern selbstverständlich sind. Porsche ließ es sich zumindest nicht nehmen, über einen Extra-Lenkerknopf eine Lichthupe zu installieren – eine neckische Spielerei, die man mögen muss. Die Akkukapazität wiederum dürfte über alle Zweifel erhaben sein.
Neues aus dem bayerischen Technologielabor
Noch rollen die E-Bikes von Porsche mit Motoren von Shimano. Damit gerade beim Antrieb die unverkennbare Porsche-DNA deutlich wird, arbeiten die Zuffenhausener mit Hochdruck an der Entwicklung eines eigenen Elektroaggregats. Zusammen mit dem als Joint Venture von Porsche übernommenen Start-up Fazua aus Ottobrunn bei München soll in drei bis vier Jahren das erste Porsche E-Bike auf den Markt gebracht werden, das auch tatsächlich über einen Porsche-Antrieb verfügt. Schneller ginge das nicht, lässt der Sportwagenhersteller verlauten, denn selbst in einem Konzern wie Porsche habe man keine unbegrenzten Kapazitäten.
Porsche E-Bike-Fahren: Ist es das wert?
Wenn auch das Porsche E-Bike noch ein Fremdfabrikat als Motor „unter der Haube“ hat, so fährt es noch immer in puncto Hochwertigkeit, Performance und Gediegenheit in einer besonderen Liga. Aber rechtfertigt dies Listenpreise von 12.900 Euro für das neue Porsche E-Bike Cross Performance bzw. 13.900 Euro für das Porsche E-Bike Cross Performance EXC? Waschechtes Turbo-Vergnügen fühlt sich anders an. Und ganz ehrlich: Lässt sich die kompromisslos in den Sportwagen gelebte Porsche-Philosophie einfach so aufs Elektrorad übertragen? Die E-Bikes sind puristisch, edel, aber nicht außergewöhnlich. Wem es dennoch Spaß macht, sein Image im Sattel dieses Luxus-Bikes aufzuwerten, zudem etwas absolut Zuverlässiges sucht und das nötige Kleingeld hat, wird mit dem E-Bike von Porsche aber ganz sicher gut fahren.
