Der Fahrrad-Unterricht an der Grundschule
Fahrrad-Unterricht - Verkehrerziehung in der Grundschule (Bild: Stephan Franz Ferdinand Dinges - stock.adobe.com)

Ratgeber Rad & E-Bike So läuft der Fahrrad-Unterricht an der Volksschule

Ab Zwölf Jahren müssen Rad fahrende Kinder den Radweg oder die Straße nutzen. Bis dahin gibt es einiges zu lernen, damit Ihr Töchterchen oder der Sohnemann sicher und souverän am Verkehrsgeschehen teilnehmen kann. Dabei hilft Ihnen der Fahrrad-Unterricht an den Volksschulen. Nach bestandener Fahrrad-Prüfung erhält Ihr Sprössling seinen Fahrradführerschein. Lesen Sie, weshalb die Verkehrserziehung für Kinder so unverzichtbar für Heranwachsende ist, was sie so besonders macht und was es mit dem Fahrradpass auf sich hat. Außerdem liefern wir Ihnen gute Argumente, warum auch die Eltern das Radfahrtraining Ihrer Kinder zur Chefsache machen sollten.

Warum Fahrrad-Unterricht so wichtig ist

Die fahrradfreundliche Mobilitätswende in den Großstädten wird absehbar dafür sorgen, dass unsere Schulkinder noch lieber aufs Rad steigen und es als sicheres, Fitness förderndes und umweltfreundliches Verkehrsmittel schätzen lernen. Diesem Trend steht allerdings ein vielfach zu beobachtendes Manko gegenüber, wie es zum Beispiel ein Hamburger Verkehrslehrer gegenüber dem Magazin Spiegel beschreibt. Die Frage, ob Kinder heute schlechter Rad fahren als früher, bejaht er: „Einige können noch nicht einmal unfallfrei auf ein Rad steigen. Gerade Jungen haben wegen der Stange, die an Herrenrädern verbaut ist, Schwierigkeiten, auf das Rad zu kommen. Sie bleiben mit dem Fuß hängen und fallen dabei um, bevor die Fahrt überhaupt losgehen kann“. Umso essenzieller ist deshalb die Verkehrserziehung in der Volksschule mit professionellem Fahrrad-Unterricht.

Fahrrad-Unterricht: Was bringt die Verkehrserziehung?

Die schulische Verkehrserziehung dient der Erziehung von Schulkindern zu selbstständigen, verantwortungsvoll handelnden Verkehrsteilnehmenden. Die Kinder sollen dabei auf die speziellen Verkehrsbedingungen ihres Wohnortes vorbereitet werden. In den ersten beiden Schulklassen geht es daher um den Schulweg und die Fahrt zur Schule mit den verschiedenen motorisierten Verkehrsmitteln. In den Klassen 3 und 4 vermittelt dann der Fahrrad-Unterricht eine Radfahrausbildung nach modernen pädagogischen Maßstäben. Die dafür nötigen motorischen Fähigkeiten werden aber schon ab dem ersten Schuljahr gefördert. Damit erhalten Kinder eine fundierte Schulung fürs Radfahren, die ihre Eltern entlastet und auch durch die Zusammenarbeit von Schule und Polizei wertvolles Wissen vermittelt. Ihr Kind lernt, wie es ein Fahrrad beherrscht, welche Verkehrsregeln es gibt und wie es ein gesundes Bewusstsein für Gefahren entwickelt.

So läuft der Fahrrad-Unterricht ab

Die Verkehrserziehung ist für Kinder von der 1. bis zur 4. Klasse ( in Allgemeinen Sonderschulen auch in der 5.Klasse) eine verbindliche Übung. Jedes Schuljahr verbringen die jüngsten Kinder jeweils 10 Stunden in Volksschulen und je 8 Stunden in allgemeinbildenden Förderschulen damit, auf die Gefahren des Straßenverkehrs vorzubereitet zu werden. Im theoretischen Teil machen sich die Kinder mit fahrradgerechtem Verhalten und Regelkunde vertraut. Unter Anleitung der Polizei finden praktische Fahrtrainings auf dem Schulhof, in der Jugendverkehrsschule und auch schon im Straßenverkehr statt. Bei der abschließenden Fahrrad-Prüfung macht Ihr Sprössling dann den Fahrradführerschein in der Volksschule.

Auf dem Übungsplan des Fahrrad-Unterrichts stehen unter anderem folgende Themen:

  • Fahrradwege am Wohnort
  • Fahrfertigkeiten
  • Fahrradhelm
  • Anfahren
  • Verkehrsregeln wie Rechts-vor-links
  • Abbiegen in beide Richtungen
  • Spezielle Umgebungen wie Einbahnstraßen oder Kreisverkehr
  • Lernkontrolle mit Testbogen und in der Praxis

Die Fahrradprüfung in der Volksschule

Ein Close up von einem Kind was Fahrrad fährt
Fahrrad Unterricht - der Weg zum Fahrradpass (Bild: by TH.BAUER - stock.adobe.com)

In der vierten Klasse endet der Fahrrad-Unterricht mit einer Fahrrad-Prüfung. Der Grund: Erst in diesem Alter sind Kinder vollauf befähigt, im Straßenverkehr richtig reagieren zu können. Sie erlaubt Kindern von zehn bis zwölf Jahren, ihr Fahrrad im Straßenverkehr zu fahren. Durch die Prüfung soll sichergestellt werden, dass Ihr Kind auf seinem Rad problemlos die Balance halten kann, flüssig die Pedale tritt und während der Fahrt aufmerksam den Straßenverkehr beachtet. Die Radfahrprüfung enthält einen theoretischen und einem  praktischen Teil. Der praktische Teil wird dabei von einer Polizistin/einem Polizisten durchgeführt. Wenn beide Prüfungsteile erfolgreich durchgeführt wurden, kann Ihr Kind stolz seinen Fahrradführerschein vorzeigen.

Ist der Fahrradführerschein an der Volksschule Pflicht?

Obwohl der Fahrrad-Unterricht und mit ihm die Fahrradprüfung aus den Volksschulen längst nicht mehr wegzudenken ist, ist die Prüfungsteilnahme dennoch keine Pflicht, sondern erfolgt freiwillig. Sie hat damit keinen Einfluss auf das weitere schulische Vorankommen. Und wenn Ihr Kind die Fahrrad-Prüfung nicht besteht? Keine Sorge! Kinder, die mit 10 Jahren durch die Prüfung fallen, können entweder beim ARBÖ die Prüfung wiederholen, oder warten bis sie 12 Jahre alt sind. Dies gilt natürlich auch im Krankheitsfall am Prüfungstag. Weil unter anderem Fähigkeiten, wie das für die Richtungsanzeige so wichtige einhändige Fahren geprüft werden, sind nicht bestandene Fahrrad-Prüfungen gar nicht so selten.

Fahrrad-Unterricht: Auch die Eltern sind in der Pflicht

Der Fahrradpass für Schüler ist nicht gesetzlich vorgeschrieben. Ihr Kind darf auch ohne diesen Fahrradführerschein der Volksschule am Straßenverkehr teilnehmen. Wenn es die Prüfung nicht bestanden hat, ist das also kein Beinbruch. Was Eltern aber oft übersehen: Bei der Fahrrad-Prüfung handelt es sich zumeist um die erste Prüfung für Ihr Kind überhaupt. Ein Versagen könnte es sich besonders zu Herzen nehmen. Hier sind die Eltern gefragt – als verlässliche Stütze vor der Wiederholungsprüfung und vor allem als unersetzbares Back-up neben der Schule für den Erwerb von radlerischen Fertigkeiten. Denn der Fahrrad-Unterricht knüpft im Idealfall dort an, wo im Elternhaus schon Vorschub geleistet wurde. Auf der anderen Seite ist der frisch erworbene Fahrradführerschein weder Freibrief noch Nachweis, dass Ihr Kind den Anforderungen des Straßenverkehrs nun unter allen Umständen gewachsen ist. Er ist jedoch eine schöne Ermutigung, den erfolgreich eingeschlagenen Weg fortzusetzen.

Gibt es auch Fahrrad-Unterricht für Erwachsene?

Bisher war immer von Kindern die Rede. Wie der Verkehrsclub Österreich, kurz auch ,,VCÖ‘‘  ermittelt hat, nutzen immer mehr in Österreich das Fahrrad als Verkehrsmittel. Schon vor dem durch Covid-19 verstärkten Radfahrboom hat die Zahl der häufig Radfahrenden seit dem Jahr 2007 um 675.000 auf 2,35 Millionen zugenommen. Wer schon lang nicht mehr im Sattel saß oder sich bislang mit dem Fahrrad schwergetan hat und doch gerne per Zweirad unterwegs wäre, muss jedoch nicht verzweifeln. Es gibt eigens Radfahrschulen für Erwachsene – etwa die Radfahrschule Schulterblick. Profis des Fahrradclubs nehmen Rad-Einsteigern die Angst und führen sie individuell in Kompaktkursen oder über mehrere Wochen zur Fahrreife.