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E-Bike Lieferengpässe – der aktuelle Status (Bild: Oleg – stock.adobe.com)

Ratgeber Rad & E-Bike E-Bike Lieferengpässe – Wie lange muss ich warten?

Durch die Corona Pandemie gab es Lieferengpässe bei E-Bikes. Und nicht nur die Stromer wurden knapp – auch wer ein Fahrrad ohne Motor kaufen wollte, musste Geduld aufbringen.

Seit einigen Wochen hat sich laut Aussagen der Fahrradhändler zumindest im Bereich der stromlosen Räder die Situation gedreht und die Lager sind gut gefüllt. Bei den Zweirad-Stromern sieht es allerdings etwas anders aus. Woran das liegt, wie lange man auf ein neues E-Bike warten muss und ob sich die Lieferprobleme fortsetzen, haben wir recherchiert und in diesem Beitrag für Sie zusammengefasst.

Warum gibt es Lieferengpässe beim Elektro-Fahrrad?

Die Produktion von E-Bikes hat sich aufgrund fehlender Teile deutlich verlangsamt. Das Chip-Problem sorgt nicht nur in der Autoindustrie für Aufregung. Auch bei der Herstellung von E-Bikes fehlen die kleinen elektronischen Teilchen.

Warum sind viele E-Bikes nicht lieferbar?

Die Corona-Pandemie hat Lieferengpässe bedingt und führt bis heute zu einem Produktionsrückstau von Komponenten, der einen gewohnten Service beim E-Bike-Verkauf verhindert und Verzögerungen bei der Auslieferung der Elektro-Fahrräder verursacht. In Ost- und Südostasien standen aufgrund der strengen Corona-Regeln die Werke der Fahrradzulieferer fast ganze zwei Jahre still. So musste beispielsweise Shimano seine Fabrik in Malaysia für einige Wochen schließen. Es fehlen nun also schon länger wichtige Komponenten für die E-Bike-Produktion in Europa.

Nicht nur fehlende Akkus sind Grund für die Lieferprobleme bei den Elektro-Fahrrädern. Zunehmend mangelt es an Chips, die für die Steuerung der Batterieladung und des Displays benötigt werden. Da es vorwiegend bei den Antriebskomponenten für E-Bikes (Display, Chips und Batterie) Lieferprobleme gibt, versuchen viele Unternehmen die Rahmenherstellung in andere Länder zu verlagern. Allerdings nicht immer nach Europa, sondern in Billiglohnländer wie Taiwan oder Kambodscha.

Die hierfür notwendige Infrastruktur muss jedoch erst auf- und ausgebaut werden. Somit wird die Lieferung der benötigten Komponenten weiter auf sich warten lassen und auch in Zukunft zu E-Bike Lieferengpässen führen.

Hinzu kommen weitere Herausforderungen in den Lieferketten:

  • Es stehen nicht ausreichend Container für die Verschiffung zur Verfügung.
  • Quell- und Zielhäfen sind überfüllt.
  • Chinesische Häfen wurden geschlossen, sodass Umschlagplätze verloren gingen.
  • Durch das Fehlen von LKW-Fahrenden können dringend benötigte Teile für die E-Bike Produktion nicht weitertransportiert werden.

Schließlich forderte auch der Beginn des Ukraine-Krieges die Lieferketten erneut heraus.

Auswirkungen der E-Bike Lieferengpässe auf die Fahrrad-Branche

Trotz aller Lieferschwierigkeiten bei E-Bike & Co. war das Jahr 2021 laut Aussagen des Zweirad-Industrie-Verband e.V. (ZIV) ein Rekordjahr für die Fahrrad- und E-Bike Branche. Und auch 2022 setzte sich dieser Trend fort. Das Interesse an hochwertigen E-Bikes nimmt – unter dem Einfluss von Klimawandel und Energiekrise – ständig zu und die Umsätze zeigen eine lang anhaltende Stabilität.

Auch viele Lager sind laut Angaben der E-Bike- und Fahrradhändler voll. Allerdings kann auf individuelle Kundenwünsche nicht eingegangen. Das liegt daran, dass die E-Bikes lange Zeit im Voraus bestellt werden mussten und sich somit die Auswahl an Elektro-Fahrrädern in den Geschäften nach den Bestellungen des Handels richtet.

Werden E-Bikes durch Lieferengpässe teurer?

Laut einem Sprecher des E-Bike-Herstellers Riese und Müller werden weniger Komponenten geliefert als bestellt. Das betrifft vor allem die Akkus. Speziell kann es dadurch bei Cargo-E-Bikes von Riese und Müller zu Lieferzeiten von weitaus mehr als 6 Wochen kommen.

Doch Kunden müssen nicht nur länger auf ein E-Bike warten, sondern beim Kauf für ein Elektrofahrrad auch tiefer in die Tasche greifen. Riese und Müller hat seine Preise gegenüber März 2022 durchschnittlich um vier Prozent erhöht. Schuld daran sind laut Aussagen des Firmensprechers die explodierenden Containerpreise und die höheren Kosten für die Vorproduktion. Einige E-Bike Hersteller haben anders als zuvor den Zusammenbau der Elektrofahrräder nach Europa verlagert. Das hat höhere Lohnkosten zufolge, die sich in den steigenden Preisen für E-Bikes widerspiegeln.

Auch die Fischer-MTS Group kündigt Preiserhöhungen an. Zudem kommt es laut Aussagen des Warengruppenmanagers Benjamin Doll für die Kunden der Fischer E-Bikes ebenfalls zu längeren Wartezeiten.

Was sagen die Fachhändler zu den Lieferengpässen für E-Bikes?

Die Fachhändler raten Ihren Kunden jetzt zum Kauf eines E-Bikes, wenn sie im Frühjahr und Sommer 2023 damit radeln möchten. Denn die Preise werden voraussichtlich weiter steigen, sodass sich das Warten auf ein Schnäppchen nicht wirklich lohnt.

Außerdem wird den E-Bike-Fans nahegelegt, auf individuelle Wünsche nicht zu bestehen. Wenn es also um Details wie Farbe oder Design geht, alles andere aber passt, scheint es ratsam zu sein, jetzt zuzuschlagen, anstatt auf ein passenderes Angebot zu warten.

Wann enden die E-Bike Lieferengpässe?

Alle aufgeführten Faktoren führen dazu, dass der ZIV erst gegen Ende des kommenden Jahres 2023 mit einer Besserung dieser Lieferschwierigkeiten rechnet.

Tatsächlich sorgt noch eine weitere Entwicklung für diese düstere Prognose. In vielen Branchen wird die Elektrifizierung forciert vorangetrieben. Vor allem die Automobil-Branche setzt auf Konnektivität und die Verwendung von smarten Assistenzsystemen, die die angespannte Situation der Komponenten-Knappheit noch verschärft.

So sieht es auch der Geschäftsführer der Hamburger Fahrradfachhandelskette BOC, Bernd Heumann. Dem „Hamburger Abendblatt“ sagt er:

  • „Die Fahrradhersteller bevorraten sich mehr denn je und früher als zuvor, bestellen jetzt sogar schon für 2024 und 2025. Der Handel hat sicher noch Räder. Aber das Lieblingsrad kommt vielleicht erst in ein bis fünf Monaten.“
  • Und weiter: „Die Lieferprobleme werden wahrscheinlich noch zwei Jahre anhalten.“

Heumann ist sich sicher: In den kommenden Monaten werde die Verfügbarkeit von E-Bikes knapp werden. Auch wenn Hersteller vermehrt versuchen, ihre Produktion nach Europa zu verlagern, wird das nicht ausreichen, um die Nachfrage vollends zu bedienen.

Hinzu kommt, dass Expertinnen und Experten einstimmig eine steigende Nachfrage nach E-Bikes voraussagen, sodass auch die Umgehung der problembehafteten Lieferketten durch eine europäische Produktion die E-Bike Lieferengpässe in den kommenden Jahren nicht aus der Welt schaffen kann.

Nicht vergessen darf man außerdem die weiterhin bestehende Abhängigkeit von anderen Nationen. Selbst wenn Teile-Herstellung und Vorproduktion in Europa stattfinden, kommen viele Rohstoffe für die Herstellung von E-Bikes aus Asien – wie zum Beispiel Aluminium.

Bosch Lieferschwierigkeiten sorgt für Produktionsstau E-Bikes

Ausverkaufte Bikes
E-Bike Lieferprobleme – das müssen Sie dazu wissen (Bild: stock.adobe.com)

Auch Bosch hat Lieferprobleme. Bosch E-Bike Systems Geschäftsführer Claus Fleischer sagte gegenüber der Frankfurter Neuen Presse: Bei Bosch sind Elektronikelemente für das Batteriemanagement aber auch für die Antriebssteuerung knapp: „Wir können hier den Rückstand unserer Zulieferer nur an die Fahrradhersteller weitergeben. Das wird uns die kommenden Monate beschäftigen“.

Die Elektromotoren von Bosch gelten mittlerweile als seltenes Gut. Dabei ist Bosch der Teile-Hersteller für etwa 100 Fahrradmarken weltweit. Der dortige Rückstand hat somit Auswirkungen auf E-Bike Marken in Europa und weltweit.

Wann kommen die neuen E-Bikes 2023?

In vielen Online-Shops namhafter Hersteller werden die neuen E-Bikes 2023 bereits vorgestellt. Allerdings sind Bestellungen noch nicht möglich. Bei Cube etwa kann man die neuen Bikes bereits mit Preisgarantie vorbestellen. Wie lange die Lieferung dauert, ist jedoch nicht abzusehen.

Andere Hersteller kündigen ihre neuen Modelle im Handel für den Sommer 2023 an. Wer also ein brandneues E-Bike-Modell sein Eigen nennen möchte, wird sich noch eine ganze Weile gedulden müssen.

Wie schnell kommt mein neues E-Bike?

Die Verteilung der E-Bikes an die Händler in Europa fällt sehr unterschiedlich aus, weshalb diese Frage pauschal nicht beantwortet werden kann. Es sind somit je nach Lage durchaus Lücken in der Versorgung mit Elektro-Fahrrädern möglich. Besonders bei speziellen Wünschen wird es daher schwierig werden, schnell an das gewünschte E-Bike zu kommen. Wer keine besonderen Ansprüche hat und sich bei der gewünschten Ausstattung auf Alternativen einlassen kann, hat gute Chancen, sein neues E-Bike recht bald geliefert zu bekommen. Kunden mit ganz klaren Vorstellung oder Sonderwünschen müssen derzeit Lieferfristen von bis zu 12 Monaten einplanen.

Die Auswirkungen der E-Bike Lieferengpässe auf den Gebrauchtradmarkt

Selbst die Gebrauchtrad-Branche spürt die Auswirkungen der Lieferengpässe für E-Bikes. Rebike Geschäftsführer Sven Erger beklagt sich gegenüber dem Handelsblatt: Rebike könne noch viel mehr E-Bikes verkaufen. Doch besonders bei den E-Mountainbikes spüre man die Knappheit der E-Bikes in Europa.

Da bei Rebike und ähnlichen Anbietern, wie beispielsweise bikeexchange, auch hochwertige Marken-Elektro-Fahrräder um einiges günstiger erstanden werden können als die neuen E-Bike-Modelle, steigt auch in diesem Bereich die Nachfrage stet.

Fazit zu E-Bike Lieferengpässen

Auch wenn in der gesamten Branche die Auswirkungen der Lieferengpässe für E-Bikes zu spüren sind, heißt das nicht, dass man ewig auf Elektrofahrrad warten muss. Wer bereit ist, Kompromisse einzugehen oder sich sogar für die Idee begeistern kann, ein hochwertiges gebrauchtes E-Bike zu kaufen, muss nicht allzu lange auf sein Elektrofahrrad warten.